Sicher hat sich schon der ein oder andere Hundebesitzer gefragt, wie die Behandlungskosten auf der Tierarztrechnung zustande kommen und warum diese teilweise sehr stark voneinander abweichen können. Dies hat mit der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) zu tun.
INHALTSVERZEICHNIS
Update: Drastische Preisanpassungen in der Gebührenordnung der Tierärzte seit November 2022 und weitere neue Regeln!
Was bedeutet „einfacher, zweifacher, dreifacher und vierfacher Satz der GOT“?
In der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) sind nicht nur die Kosten für konkrete Untersuchungen und Behandlungen oder für den Zeitaufwand einer Untersuchung/ Behandlung festgelegt, sondern auch die Ausnahmefälle, in denen der Tierarzt mehr als die angegebene Summe verlangen darf. Dieser „Grundbetrag“ ist der einfache Satz der GOT und wird in Zukunft fast kaum noch berechnet. Auf dem Land rechnen Tierärzte und Tierkliniken in Zukunft wohl eher mit einem GOT Satz der zwischen dem 1-fachen und zweifachen Satz liegen wird.
In vielen Fällen ist der Tierarzt grundsätzlich aber durchaus berechtigt, den zwei-, dreifachen oder vierfachen Satz abzurechnen; dementsprechend werden die Kosten des einfachen Satzes mit zwei, drei oder vier multipliziert. Bei der normalen Untersuchung mit Beratung beim Hund werden so aus 12,03€ nach dem einfachen Satz 24,06€ nach dem zwei- bzw. 36,09€ nach dem dreifachen Satz. Dass der dreifache Satz gewählt wird, wird in der Zukunft sehr viel häufiger vorkommen!
Entscheidende Faktoren für die Wahl des Satzes sind unter anderem der Zeitaufwand, die Schwierigkeit der Leistungen (z.B. bei Komplikationen) oder auch der Zeitpunkt der Leistungserbringung. Muss Ihr Hund zum Beispiel an einem Feiertag zum Tierarzt, kann dieser einen höheren Satz berechnen. Auch der Wert des Tieres kann die Wahl eines anderen Satzes begründen.
Hinzu kommt leider auch, dass es in manchen Gegenden, vor allem in Großstädten, sowieso üblich ist, dass der Tierarzt standardweise den zweifachen Satz der Gebührenordnung berechnet und an Wochenenden oder Feiertagen den dreifachen Satz.
Üblich sind jedoch auch nur teilweise erhöhte GOT Sätze, vielfach rechnen Tierärzte auch mit dem 2,6 fachen oder 2,8 fachen Satz ab.
Ein Fallbeispiel
Sie gehen am Wochenende mit Ihrem Hund eine Gassi-Runde. Da es Herbst ist und schon früh dunkel wird, sind Sie leider auch im Dunkeln im Feld unterwegs und sehen nicht, was Ihr Hund auf einmal am Wegesrand findet. Bevor Sie noch ein „Aus“ rufen können, hat Ihr Hund dieses Etwas bereits gefressen. Einige Zeit später hat Ihr Hund auf einmal blutigen Durchfall und scheint starke Schmerzen zu haben, Sie fahren also sofort mit Ihrem Tier zum Notdienst leistenden Tierarzt in Ihrer Umgebung. Dieser hat einen Verdacht auf eine Vergiftung mit Rattengift; höchstwahrscheinlich hat Ihr Hund einen Giftköder gefressen.
Mit der anschließenden Untersuchung und Behandlung kann Ihr Liebling gerettet werden, da rechtzeitig eingegriffen wurde, doch die Kosten belaufen sich schon nach dem einfachen Satz der GOT auf 75,01€ – ohne die benutzten Verbrauchsmaterialen wie zum Beispiel die Braunülen für die Infusion oder die verabreichten Medikamente, die gesondert aufgelistet werden.
Da der Fall jedoch an einem Wochenende geschah, ist der Tierarzt berechtigt, den zwei- oder dreifachen Satz zu berechnen: Also kommen Sie somit auf eine Summe von 150,02€.
Warum Sie bei einem Versicherungsabschluss auf die GOT achten müssen
Bei den Versicherungen gibt es hin und wieder Unterschiede, welcher Satz der GOT zu wie viel Prozent versichert ist. Haben Sie eine Versicherung gewählt, die nur den einfachen Satz erstattet, bedeutet dies für Sie im Fallbeispiel, dass Ihre Versicherung nur 75,01€ zahlen würde – die restlichen 75,01€ müssten Sie selbst zahlen. Dies ist natürlich sehr ärgerlich; denn wenn man eine Versicherung abschließt, rechnet man ja meistens damit, dass dann auch die gesamten Kosten einer Behandlung übernommen werden. Wie Sie sehen, ist hier jedoch Vorsicht geboten!
Es lohnt sich also immer, ein wenig Zeit in den Vergleich der verschiedenen Versicherungsangebote zu investieren und sich genau zu überlegen, welchen Satz man gerne versichert haben möchte. Dann steigt natürlich auch der Beitrag, den man selbst für die Versicherung zahlen muss, doch man ist eben auch besser geschützt. Wenn Ihr Hund also einmal wirklich sehr krank werden sollte und der Tierarzt beispielsweise mit dem zweifachen Satz auf 2.000€ kommt, lohnt es sich definitiv, jeden Monat etwas mehr zu bezahlen, aber am Ende nicht auf 1.000€ sitzen bleiben zu müssen.
Durch die neue Gebührenordnung, die seit November in Kraft getreten ist, gehen viele Tierkliniken, vor allem in Ballungsgebieten oder Großstädten, dazu über an Wochenenden, Feiertagen oder außerhalb der Sprechzeiten bei OP´s auch den 4-fachen GOT Satz zu berechnen und eine zusätzliche Notdienstgebühr. Die Rechnungen sind teilweise astronomisch hoch! So kann eine Magendrehung auch schnell mal eine Summe von 7.000 Euro erreichen.
Wenn Sie als Absicherung den vierfachen Satz gewählt haben, sind Sie in der Regel aber auf der sicheren Seite. Die Erfahrung hat gezeigt, dass in mehr als 50% der eingereichten Rechnungen – bei einigen Posten – über den 2-fachen Satz abgerechnet wurde. Sollte dies der Fall sein, wäre durch die vorhandene Absicherung die Differenz selbst zu zahlen.
Warum war die Gebührenanpassung notwendig?
Seit Jahren gab es bei den Tierärzten sozusagen keine Gehaltserhöhung mehr. Der Beruf des Tierarztes mit in der Regel sehr vielen Überstunden, war dadurch bedingt nicht mehr attraktiv. Insbesondere im ländlichen Bereich fehlt es an Nachwuchstierärzten. Insgesamt gesehen, liegt Deutschland mit seinen Tierarztkosten trotzdem noch im unterpreisigen Bereich. Andere Länder berechnen durchaus weit höhere Tierarztkosten und Tierarztkosten-Vollversicherungen gehören in diesen Ländern für Hundebesitzer fast schon zur Grundausstattung!
Achtung: Auch wenn einige Anbieter mit der Absicherung von höheren GOT Sätzen werben, heißt dies nicht, dass diese dafür nicht an anderen Stellen einsparen. Beispielsweise müssen bei der Agila die Vordiagnostik Kosten wie MRT etc. die im Durchschnitt 750 Euro betragen, selbst übernommen werden. Das hieße in diesem Beispiel, dass sich Ihre Selbstbeteiligung nur auf einen anderen Posten verlagert. Die Petprotect Versicherung übernimmt im 2. Versicherungsjahr max. 1.000 Euro, alles was darüber hinaus geht, muss selbst getragen werden. Die R + V wirbt damit „GOT unabhängig“ zu zahlen. Der Basis Tarif übernimmt jedoch generell nur 1.000 Euro für eine OP. Die Barmenia arbeitet bei wichtigen Grunderkrankungen mit verlängerten Wartezeiten bis zu 18 Monaten. Da in der Regel jedoch genau diese Krankheiten unterhalb von 18 Monaten eintreten, geht man dann komplett leer aus. Da nützt es einem auch nichts, den 4-fachen GOT Satz versichert zu haben.
Wenn Sie sich über unseren Hundeversicherung Vergleich entschieden haben, welche Hundeversicherung für Sie am ehesten in Frage kommt, finden Sie im Anschluss eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Versicherungsangebote und können bequem einsehen, welcher Satz der Gebührenordnung für Tierärzte versichert ist!
Wenn man das so liest, ist das ganze eigentlich gar nicht mehr so kompliziert. Danke^^
Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Für manche Tierärzte sind Tiere Gelddruckmaschinen.